Der jüngere Bruder Wilhelm I. Prinz von Oranien ist Johann VI. der Ältere von Nassau-Dillenburg. Dessen Sohn Johann VII. der Mittlere (1561-1623) entwickelt sich zu einem bedeutenden Militärhistoriker. Er fordert Disziplin, ständige Waffenübungen und Kampfgeist. Dafür lässt er das heute noch existierende Zeughaus in Siegen als Militärakademie erbauen. Sein 13. Kind und Sohn aus der 2. Ehe ist Johann Moritz, der sich als Wahlspruch „Qua patet orbis“ – Soweit der Erdkreis reicht wählt.

Der Großneffe Wilhelm des Schweigers Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604-1679) dient seit 1620 im Heer der Generalstaaten der Vereinigten Niederlande. Unter dem Statthalter und „Städtebezwinger“ Friedrich Heinrich von Oranien (1584-1647) nimmt er an Eroberungen und Rückeroberungen teil, bis ihn die Westindische Kompanie für acht Jahre als Generalgouverneur nach Nordostbrasilien entsendet. In der Provinz Pernambuco erzielt er glänzende Erfolge über die spanisch-portugiesischen Heere und Flotten. Während seiner Amtszeit 1627-1644 erleben Wirtschaft und Kultur in Niederländisch-Brasilien einen bis dahin nicht bekannten Höhepunkt.

Johann Moritz kehrt 1644 aus Brasilien zurück und tritt erneut in die Dienste der Generalstaaten. Daneben erlangt er die Statthalterschaft von Brandenburg in den Städten Kleve, Mark und Ravensberg. Seine Doppelfunktion als Kommandant der rechtsrheinischen Festungen und brandenburgischer Bediensteter des Großen Kurfürsten bringen dem Grafen aus der Provinz 1652 die Erhebung in den Reichsfürstenstand. Er wird Herrenmeister des einflussreichen Johanniterordens und 1668 zum Generalfeldmarschall ernannt.

An allen Orten, an denen sich Johann Moritz aufhält, hinterlässt er Spuren. Immer begleiten ihn Architekten, Wissenschaftler und Künstler. Das nach seinen Vorstellungen gebaute Mauritshuis in Den Haag oder der Umbau der Stadt Kleve zur Gartenstadt gehen auf seine Initiative zurück. Siegen verdankt dem Fürsten sein Wahrzeichen, die Krone auf dem Turm der Nikolaikirche und die Fürstengruft, mit der der Grundstein zum Bau des Unteren Schlosses gelegt wird.

Probleme bereiten die langwierigen Auseinandersetzungen mit dem Halbbruder Johann VIII. dem Jüngeren (1583-1638), der ihm die Regentschaft über die Stadt Siegen streitig macht. Erst 1635 setzt Johann Moritz die Bestimmungen des väterlichen Testamentes über die Dreiteilung der Grafschaft Nassau-Siegen durch und wird regierender Landesherr im reformierten Teil (ab 1652 des Fürstentums) und damit Mitherr über die Stadt Siegen.