Die Fürstengruft ist jährlich vom 01. April bis zum 30. September an jedem 1. und 2. Sonntag zwischen 11:00 und 17:00 Uhr bei freiem Eintritt zu besichtigen.

Des weiteren sind Führungen auf Anfrage möglich.

Die Fürstengruft im Unteren Schloss in Siegen ist im Besitz des Landes NRW. Seit 2020 ist sie aus organisatorischen Gründen in die Obhut der Stadt Siegen übergegangen und wird nun vom Siegerlandmuseum im Oberen Schloss betreut. 2020-2021 konnten umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt werden, die unterstützt wurden von:

  • Bau-und Liegenschaftsbetrieb NRW
  • Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW
  • Fürst Johann Moritz Gesellschaft e. V.
  • Universitätsstadt Siegen
  • Siegerlandmuseum im Oberen Schloss

 

Johann Moritz Fürst von Nassau-Siegen (1604-1679) und die Fürstengruft in Siegen

 

Johann Moritz von Nassau-Siegen lebte in einer bewegten Zeit, in der Kriege und Seuchen den Tod allgegenwärtig machten. Es war aber auch eine Ära, in der Wissenschaften und Künste blühten. Zeitgenossen waren u.a. der Universalgelehrte Galileo Galilei (1564–1641), Peter Paul Rubens (1577–1640) und Rembrandt van Rijn (1606-1669).

1604 in Dillenburg geboren, machte das 13. Kind des Grafen Johann VII. Graf von Nassau-Siegen und der Herzogin Margarethe von Holstein-Sonderburg Karriere als Offizier im niederländischen Heer. Er begann als kleiner unbedeutender Fähnrich und wurde 1665 zum Oberbefehlshaber des Heeres der Vereinigten Niederlande ernannt. 1636 begab sich Johann Moritz auf eine besondere Reise. Im Auftrag der Westindischen Handelskompanie (WIC, Gründung 1621) wurde er Gouverneur der niederländischen Kolonie im Nordosten Brasiliens. Dort sicherte er die Herrschaft militärisch und baute eine Verwaltung und Plantagenwirtschaft auf. In seinem Gefolge reisten zahlreiche Künstler und Wissenschaftler in die Neue Welt. Sie untersuchten Land und Leute, Flora und Fauna und hielten ihre Ergebnisse in Wort und Bild fest. Johann Moritz war als Kolonialgouverneur der WIC auch an einer dunklen Seite der Geschichte beteiligt, dem Sklavenhandel.

Nach der Rückkehr aus Brasilien wurde Johann Moritz zum Statthalter des „Großen Kurfürsten“ Friedrich Wilhelm von Brandenburg in dessen Besitzungen Kleve, Minden, Mark und Ravensberg ernannt. Er wurde Ritter des dänischen Elefantenordens und Herrenmeister des Johanniterordens in der Ballei Brandenburg. 1652 wurde Johann Moritz als erster Vertreter seines Hauses in den Reichsfürstenstand erhoben.

Johann Moritz liebte Architektur, Gartenbau und die Künste. In Den Haag erbaute er sich das Mauritshuis, in Brasilien eine ganze Stadt „Moritzstadt“, in Kleve sind seine städtebaulichen Maßnahmen bis heute deutlich sichtbar. Seiner Stadt Siegen schenkte er u.a. ihr Wahrzeichen, das „Krönchen“ auf dem Turm der Nikolaikirche, die Taufschale, den Herren- und den Tiergarten sowie die Fürstengruft.

 

 

Ein Fürst – zwei Grabstätten

 

Kleve-Bergendael

Seine erste Grabstätte plante Johann Moritz in Bergendael bei Kleve. Sie ist als „Sakrallandschaft“ im Freien gestaltet. Im Zentrum steht ein Kenotaph (Scheingrab) aus Eisenguss, 1663 angefertigt von Hermann Pithan in Siegen-Marienborn. Das Holzmodel für dieses Grabmal steht entgegen der ursprünglichen Planung heute in der Fürstengruft in Siegen. Die leere Eisentumba ist mit einem Halbrund (Exedra) aus Mauerwerk umgeben, in das römische Antiken aus der Sammlung des Fürsten (heute Kopien) eingefügt wurden. Diese Grabstätte wurde 1670 fertiggestellt. Johann Moritz änderte sein Testament und seinen Bestattungsort mehrfach. Beigesetzt wurde er, seinem letzten Wunsch entsprechend, in Siegen. Die Deckplatte wurde deshalb gesondert aufgestellt, sie symbolisiert das leere Grab.

 

Die Fürstengruft in Siegen

1663 beginnt Johann Moritz als Landesherr erste Verhandlungen mit den Vertretern der Stadt Siegen für eine fürstliche Begräbnisstätte. Die Wahl fällt auf das Gelände des Nassauischen Hofes (heute Unteres Schloss). Architekt der Fürstengruft ist der Niederländer Maurits Post (1645-1677). Auch diese Grabstätte konnte 1670 fertiggestellt werden.

Man betritt das Mausoleum durch eine doppelflügelige Tür aus Eisenguss mit üppiger Vanitas-Symbolik, dem bekrönten Wappen des Hauses Nassau-Siegen, dem Elefantenorden und dem Spruchband FINIS.

In der Nische gegenüber dem Eingang steht seit 1670 eine Alabasterbüste des Fürsten Johann Moritz von Bartholomeus Eggers (um 1637-1692), die ursprünglich für den Garten seines Privathauses in Den Haag bestimmt war. Die Holztumba zeigt an den Längsseiten Wappen, Inschriften, Ordenszeichen und Kriegstrophäen. Die vordere Schmalseite dekoriert das bekrönte Wappen Nassau-Siegens mit dem dänischen Elefantenorden, die hintere Schmalseite präsentiert das Johanniterkreuz mit dem Fürstenschwert sowie den Wahlspruch des Fürsten „Qua patet orbis“ – Soweit der Erdkreis reicht.

 

Johann Moritz von Nassau-Siegen ließ die Fürstengruft ursprünglich als eine freistehende Gruft planen und ausführen. Es sollte eine herrschaftliche Grabstätte und ein besonderer Ort für die Angehörigen der Dynastie sein, da die Grafen von Nassau-Siegen bis dato in der Nikolaikirche beigesetzt wurden. Deshalb wurden neben dem Fürsten hier auch seine Eltern Johann VII. von Nassau-Siegen und Margarethe von Holstein-Sonderburg bestattet. Auch die erste Ehefrau des Vaters, Margarethe von Waldeck-Wildungen, fand hier ihre letzte Ruhestätte. Die Umbettung erfolgte, wenn auch auf Wunsch von Fürst Johann Moritz, erst unter Fürst Wilhelm Moritz. Außerdem wurden einige der zahlreichen Geschwister des Landesherrn und seine Erben in den Nischen beigesetzt. Schon kurz nach der baulichen Vollendung der Gruft 1669 überführte man die sterblichen Überreste von Heinrich von Nassau-Siegen aus den Niederlanden nach Siegen. Wann der Leichnam des jüngeren Bruders Johann Ernst II., der bereits 1639 in Brasilien verstorben war, überführt wurde, ist unbekannt. Fürstin Sophie Polyxene Concordia von Sayn-Wittgenstein starb 43 Jahre nach ihrem Gatten Friedrich Wilhelm II. im Jahre 1781. Sie war die letzte Vertreterin des Fürstenhauses, die ihre Ruhestätte in der Fürstengruft des Unteren Schlosses erhalten sollte.

 

Zum Zeitpunkt der letzten Beisetzung 1781 war die Fürstengruft bereits in den Bau des Unteren Schlosses integriert. Über der Gruft befand sich wahrscheinlich die Privatkapelle des fürstlichen Hauses, ein eher ungewöhnlicher Ort für ein im 18. Jahrhundert erbautes Barockensemble. Nach dem Aussterben der protestantischen Linie des Hauses Nassau-Siegen begann der Dornröschenschlaf. Das Untere Schloss wurde hauptsächlich Sitz von Behörden.

Kaiser Wilhelm II. ließ die Fürstengruft im Jahre 1893 „zum frommen Gedenken an das verwandte Haus“ sanieren. Die ursprünglichen Grabplatten wurden bis auf zwei Ausnahmen durch Marmortafeln ersetzt. Sie zeigen lediglich die Namen und Lebensdaten der dort beigesetzten Personen auf. Bei sechs Nischen konnten die Beigesetzten nicht identifiziert werden.

Des Weiteren folgten verschiedene bauliche Veränderungen der Gesamtanlage Unteres Schloss. Ein Brand 1915 führte zu einer Aufstockung des Corps de Logis. Erst 1933 wurde der Durchgang zum Martinikirchhof geschaffen. Die Fürstengruft und das Untere Schloss wurden im Zweiten Weltkrieg massiv beschädigt. Die Wiedereinweihung konnte 1952 erfolgen. Nach langem Dornröschenschlaf und einer umfassenden Sanierung mit neuer Beleuchtung und Informationstafeln ist die Fürstengruft wieder regelmäßig der Öffentlichkeit zugänglich.