Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen

Eine kontroverse Persönlichkeit


Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604-1679) ist eine prominent und inzwischen auch kontrovers erinnerte historische Persönlichkeit. Das liegt an seinen politischen, militärischen und kulturellen Leistungen, die von der jüngeren Forschung jedoch zunehmend in Verbindung gesetzt werden zu seinem Wirken in kolonialen Kontexten und im transatlantischen Versklavungshandel.


Von Siegen nach Pernambuco


Sein Vater, Johann VII. von Nassau-Siegen, residierte im Oberen Schloss in Siegen. Johann Moritz ging zunächst allerdings zum Militär in die Vereinigten Niederlande, denn er und seine vielen Geschwister mussten aufgrund der überschaubaren Größe der Grafschaft Nassau-Siegen anderswo untergebracht bzw. finanziell abgesichert werden. Nachdem seine Beteiligung an den Erbfolge-Streitigkeiten um die Grafschaft in den frühen 1630er Jahren mit einer Niederlage endete, wurde Johann Moritz im Jahr 1636 als Generalgouverneur der Niederländischen Westindien-Kompanie nach Niederländisch-Brasilien (Pernambuco) berufen. Neben seinen wirtschaftlichen und militärischen Erfolgen (z. B. die Eroberung portugiesischer Kolonialstützpunkte) prägten insbesondere die von ihm beauftragten Sammlungen, Maler, wissenschaftlichen Abhandlungen oder sein Eintreten für Glaubensfreiheit seinen Ruf als „humanistischer Prinz“ bis in unsere Gegenwart. In neueren Forschungen wird gefragt, ob und inwieweit die genannten Errungenschaften ohne Profite aus dem Versklavungshandel und die Arbeit versklavter Menschen möglich gewesen wären.


Wieder in Europa


Nach acht Jahren in der Kolonie hatte Johann Moritz verschiedene politische, militärische und religiöse Ämter in den Niederlanden und Brandenburg inne: Für den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm verwaltete er die Städte Kleve, Mark und Minden (ab 1649 und 1658), wurde 1652 Herrenmeister des Johanniterordens in Brandenburg und kommandierte niederländische Truppen in Kriegen gegen England und Frankreich (1665-1667, 1671-1674). Als er 1652 in den Reichsfürstenstand erhoben wurde, schenkte er der Stadt Siegen das Krönchen. Die Geschichtswissenschaft hat zudem seine Bedeutung als Diplomat und Vermittler herausgearbeitet. An den meisten Orten, an denen er sich aufhielt, ist sein Wirken mit herausragenden Bauprojekten verknüpft (z. B. das Untere Schloss in Siegen, das Mauritshuis in Den Haag oder die „Gartenstadt Kleve“), was seine Bewertung bis heute prägt.

Zum nächsten Dauerausstellungsbereich