Das Obere Schloss

Gründungsgeschichte

Die Geschichte des Oberen Schlosses beginnt vermutlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. In der Urkunde aus dem Jahr 1224, in der Siegen erstmals als Stadt erwähnt wird, findet sich auch eine Bestimmung über die Aufnahme eines „Bürgers oder Burgmanns“. Aufgrund dessen kann davon ausgegangen werden, dass sich 1224 eine Burg in Siegen befand. Das Obere Schloss ist eigentlich eine Höhenburg. Neben dieser topografischen Zuordnung hat die Forschung die mittelalterliche Gründungsanlage architektonisch als Randhausanlage und Frontturmburg klassifiziert.

Bischofs- und Grafenhaus

Das Kerngebäude der Schlossanlage besteht heute aus dem sogenannten Steinbau bzw. Bischofshaus und dem sogenannten Fachwerk- bzw. Grafenhaus (ein Neubau aus dem frühen 18. Jahrhundert). An den Verbindungsbau zwischen beiden Gebäudeteilen schließt sich in Richtung des Schlossgartens ein flacherer Anbau an, vermutlich handelt es sich dabei um die ehemalige Burg- bzw. Schlosskapelle. Die Bezeichnungen Bischofs- und Grafenhaus sind Ergebnis der Gründungsgeschichte des Oberen Schlosses und der Stadt Siegen. Die vermutlich von Heinrich II. von Nassau gegründete Burganlage befand sich wie die Stadt bis ins Jahr 1421 in geteiltem Besitz der Nassauer Grafen und der Kölner Erzbischöfe. Bis auf wenige Jahre nach 1255 diente das Obere Schloss bis 1607 allerdings nur als Nebensitz.

Bauliche Umgestaltungen

Seit dem Mittelalter erfuhren sowohl die Kerngebäude als auch die Außenanlage tiefgreifende baulichen Veränderungen, die mit funktionalen Umnutzungen der gesamten Anlage und/oder einzelner Gebäudeteile oder Anpassungen an zeitgebundene Erfordernisse zusammenhingen. Zum Beispiel wurde der Bergfried (Hauptturm) der mittelalterlichen Gründungsanlage in den Jahren 1528/29 aufgrund zwischenzeitlich veränderter Kriegsführung abgerissen. Von dem knapp 5,5 Meter tiefen Graben, der die Kerngebäude bis 1830 umgab, existieren heute ebenfalls keine Spuren mehr. Zudem führten gravierende Kriegs- und Feuerschäden wiederholt zu Um- und Wiederaufbauarbeiten: Zu Beginn des 16. Jahrhunderts entstanden nach einem Brand im Bischofshaus die sogenannte Gotische Halle und der Oraniersaal; der Wiederaufbau der beiden oberen Stockwerke des Bischofshauses nach Teilzerstörungen Ende 1944 erfolgte in Etappen bis in die 1950er Jahre.

Gräfliche Residenz im 17. Jahrhundert

Im frühen 17. Jahrhundert machte Graf Johann VII. von Nassau-Siegen das Schloss zu seiner Residenz. Diese neue Nutzung als Hauptwohnsitz und die konfessionelle Spaltung des Hauses Nassau-Siegen gingen mit einem erheblichen Ausbau der Befestigungs- und Wirtschaftsanlagen sowie der Errichtung repräsentativer Bauwerke einher, unter anderem des äußeren Torgebäudes, des „Großen Krebses“ sowie mehrerer Batterien (Bauwerke für Geschützgruppen), des Schlossgartens, des Zeughauses (mit temporärer „Kriegsschule“) und des Pavillonturms (mit Welscher Haube). Im Jahr 1743 hörte das Haus Nassau-Siegen auf zu bestehen, das Obere Schloss wurde daraufhin ein Verwaltungssitz des Hauses Nassau-Dietz.

Vielfältige Nutzungen seit dem frühen 19. Jahrhundert

Die neuere Geschichte des Bauwerks beginnt mit dem Wiener Kongress, bei dem Wilhelm I. das Fürstentum Siegen für das Großherzogtum Luxemburg abgab; das Fürstentum Siegen ging als Kreis Siegen in der preußischen Provinz Westfalen auf. Im Schlossgebäude wurden mehrere Verwaltungsämter (zum Beispiel das Landrats- und Katasteramt) und die Wohnungen der entsprechenden Beamten untergebracht. Im Jahr 1888 kaufte die Stadt Siegen das Obere Schloss, das daraufhin erneut andere Institutionen aufnahm: Unter anderem zog mit dem Anna-Helenen-Stift ein Kinderheim in das Grafen- bzw. Fachwerkhaus ein. Das im Jahr 1905 eröffnete Museum des Siegerlandes erstreckte sich ab 1938 über den gesamten Kernbau.

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